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Kronen Zeitung

vor 11 Stunden
DFB PokalDeutschland

WIE GEHT DAS DENN NUR?

Dieser Weltmeister-Held zaubert noch mit 82 Jahren

Markus Krücken

Geburt der Bundesliga, Wembley-Finale, das „Spiel des Jahrhunderts“ und das Wunder von München: Er hat alles erlebt. Und kickt noch immer – mit 82! Der „Krone“ verrät ein deutscher WM-Held sein Fitness-Geheimnis. Und wie er den aktuellen Fußball in Deutschland und Österreich sieht. . .


Das Interview mit Wolfgang Overath!

Wie schaffen Sie das mit 82 Jahren geschäftlich noch so umtriebig tätig zu sein? Und vor allem auch so viel Sport zu machen?
Overath
: Wenn du älter wirst, dann wird‘s schwerer. Vor ein paar Jahren, da hab ich gegen vier alleine noch spielen können und heute muss ich vier gute Jungs in meine Mannschaft wählen, damit wir Spaß kriegen. Und so ändert sich das Bild. Aber es macht mir nach wie vor Spaß. Fußball ist absolut das Schönste. Der beste Sport, den ich mir persönlich vorstellen kann. Ich laufe auch am Wochenende 4 bis 5 km, aber da muss ich mich immer quälen. Nach 500 m würde ich am liebsten wieder zurückgehen und dann beiß ich auf die Zähne. Wenn ich ankomme, bin ich happy, dass ich den inneren Schweinehund überwunden habe.

Kerngesund also?
Ich gehe immer, seit 30 Jahren schon, einmal im Jahr – meistens Anfang des Jahres – zu einem ja wirklich guten Arzt. Der checkt mich komplett durch. Es ist alles ok.

Bild: ZvG

Sie sind noch immer im Büro quasi rund um die Uhr als Immobilien-Unternehmer im Einsatz. Wieso legen Sie sich nicht einfach an einen Strand?
Das Bauen war und ist meine Leidenschaft. Das weiß ja jeder, dass ich nicht stillsitzen kann. Ich komme aus sehr einfachen Verhältnissen. Wir waren acht Kinder. Ich war der kleinste und hatte Eltern, die Großartiges geleistet haben. Mein Vater war in zwei Weltkriegen, und meine Mutter war allein mit den Kindern während des Kriegs. Das Verhalten meiner Eltern hat mich geprägt.

Wolfgang Overath spielte nur für einen einzigen Klub, „seinen“ 1.FC Köln, den man in den Anfangsjahren der Bundesliga das „Real Madrid des Westens“ nannte.

Der gebürtige Siegburger wurde mit dem FC Deutscher Meister und DFB-Pokalsieger, kam in 409 Einsätzen auf 83 Tore. Für die deutsche Nationalelf wurde Overath in den 60- er und 70-er Jahren als Spielmacher zur Legende, feierte an der Seite von Kaiser Franz Beckenbauer, Gerd Müller und Co. mit dem WM-Titel 1974 in München seinen größten Erfolg.

Für sein soziales Engagement in der Heimatregion ist der Familienvater, der auch als Präsident beim 1.FC Köln warund noch immer die Heimspiele der Geißböcke regelmäßig besucht, bis heute geschätzt.

Ich habe von Anfang an immer alles daran gesetzt, dass es mir irgendwann mal im Leben so gut gehen soll, dass ich abends gut und ruhig schlafen gehen kann. Ich bin Gott für jeden Tag dankbar und zufrieden, dass ich auf der Sonnenseite der Welt leben kann. Ich weiß, woher ich komme.

Bild: GEPA

Was heißt das?
Mein Vater hat mit seinem letzten Geld dem ersten Sohn das Schulgeld fürs Gymnasium aufbringen können. Er hat jeden Montag zehn DM bezahlt, um die Voraussetzungen zu schaffen, später einen vernünftigen Beruf zu erlernen. Deshalb wollte er, dass ich als letztes Kind das Gymnasium besuche. Tja, und dann bin ich kurz vor dem Abitur ausgestiegen, weil mir der 1.FC Köln zur gleichen Zeit meinen ersten Profivertrag angeboten hat. Als ich dann 19 war, hatte ich bereits mein erstes Sechsfamilienhaus gebaut. Mit ca. 24 Jahren habe ich ihm gesagt: Komm mal mit und ihm die Häuser und Hallen gezeigt: Das ist mir und das und das.. Dann hat der alte Mann, er war schon fast 80 und vom Krieg gezeichnet – geweint vor lauter Freude und Stolz. Und das ist schon etwas, was ich nie vergesse. Ich sage Danke, dass er alles versucht hat, mit dem wenigen Geld mir zu helfen. Das wollte ich wiedergutmachen.

Bild: GEPA

Helfen Sie auch wegen dieser Erfahrung seit vielen Jahren auch zu Weihnachten immer Obdachlosen mit einem Spenden und Essen im festlichen Rahmen?
Ja. Ich glaube, dass es die Aufgabe von uns Menschen ist, denen es gut geht - und mir geht‘s gut – dazu beizutragen, denen zu helfen, denen es nicht so gut geht. Ich habe Glück gehabt. Der Herrgott hat mir das Gefühl im linken Fuß und ein bisschen im Kopf geschenkt. Ich hab diesen Fonds dafür, sammle jedes Jahr zu Weihnachten Geld von und mit meinen Freunden. Wir machen das seit fast 30 Jahren und es sind bis jetzt ca. fünf Millionen € zusammengekommen. Davon haben wir zwei Häuser gebaut.

"Wer Uli Hoeneß kritisiert, hat keine Ahnung."Wolfgang Overathfan.at quote icon

Wie lange wollen Sie noch arbeiten?
Das ist keine Arbeit für mich. Wenn ich hier im Büro bin, hab ich so viel Freude daran. Ich hab das natürlich schon ein bisschen umgestellt: Bis vor ein paar Jahren war ich jeden Morgen um 8:00 Uhr hier und bis abends unterwegs und war da und da. . .Aber inzwischen beginnt der Tag schon etwas später, um zehn oder um elf erst. (lacht) Wahrscheinlich werde ich dann irgendwann mal im Büro sterben.

So viele große deutsche Fußballer – wie Franz Beckenbauer, Gerd Müller, Jürgen Grabowski, Bernd Hölzenbein, Andi Brehme, sind in jüngerer Vergangenheit gestorben. Haben Sie diese Trauerfälle auch geprägt?
Beckenbauer war der beste Spieler, den die Deutschen jemals hatten. Er war das überragende Element in unserer Mannschaft und genauso überragend in seinem Leben. Wir haben bis zum Schluss sehr häufig, ja fast jede Woche telefoniert. Er war ein ganz feiner Kerl und den hat es besonders getroffen, was man mit ihm dann in der sogenannten Sommermärchen-Affäre gemacht hat.

Bild: ZvG

Wie man ihn da an den Pranger gestellt hat. Wir waren bei zwei Weltmeisterschaften zusammen auf einem Zimmer. In England und auch in Mexiko. Und: Nur in einem Punkt hab ich ihn schlagen können. Wir hatten beide immer alle WM-Spiele gemacht, aber einmal gegen Uruguay musste Franz passen, weil er sich vorher gegen Italien verletzt hatte. Da habe ich ihn einmal überholen können. Es war vielleicht die beste Zeit im deutschen Fußball und wir haben immer zusammengehalten. Es bestand eine enge Freundschaft über all die Jahre.

Die jungen Leute heute wachsen auf mit Idolen wie Erling Haaland oder Kylian Mbappé. Aber wer war für Sie der größte Spieler aller Zeiten?
Pelé. Der war noch besser als Maradona. Oder Messi. Oder Ronaldo. Einmal, bei einem Abschiedsspiel für Kamamoto, eine Legende in Japan, waren wir beide eingeladen. Pelé lobte mich, ich sei der beste Spieler bei der WM 1970 in Mexiko gewesen.

Apropos Mexiko. Wie siehst du die Chancen der aktuellen DFB-Elf für die kommende WM?
Früher gab es ja immer 2-4 große Mannschaften, von denen man sagte: Die sind Favorit, die müssen Weltmeister werden. Aber so ein Über-Team sehe ich aktuell nicht. Unsere Mannschaft muss sich nicht verstecken. Musiala und Wirtz – wenn die Beiden dabei sind, dann wird das Ganze noch mal um ein ganzes Stück vom Niveau angehoben. Dazu rücken noch ganz junge nach. Zum Beispiel unser Kölner El Mala.

Bild: ZvG

Mit was für einer Dynamik der den Ball vor sich führt, der stolpert nicht, zieht nach innen noch einmal, holt aus und und haut die Dinger dann rein. Wenn er vernünftig im Kopf bleibt, hat er eine Chance, ein besonderer Spieler zu werden. Hoffentlich übersteht er dann die ganze Euphorie, die zur Zeit um ihn herrscht. Genau so der kleine Karl bei Bayern München. Zu jung gibt es nicht: Ich war auch mit 19 schon in der Nationalmannschaft. Wie Beckenbauer auch.

Bild: AFP/KARL-JOSEF HILDENBRAND

Wie haben Sie die Kritik am früheren Weggefährten und Weltmeisterkollegen Uli Hoeneß empfunden, als es bei den Bayern eine Zeitlang nicht so gut lief? Als Experten sagten, er solle sich raus- und den Mund halten?
Wir in Köln beim FC waren 1964 das, was die Bayern heute sind. Und wo Bayern steht, ist Ulis Werk. Uli hat stets das Optimum rausgeholt und es gibt heute keinen so solide aufgestellten Verein wie Bayern München. Ich glaube sogar weltweit. Über Uli Hoeneß können die Leute noch so viel reden. Der FC Bayern hat ihm alles zu verdanken. Wer ihn angreift, hat keine Ahnung. Klar äußert er sich mal, das ist so seine Art, dass er direkt sagt, was er denkt. Aber das ist doch sein gutes Recht und auch kein Fehler.

Bild: GEPA

Wie haben Sie damals die Österreicher wahrgenommen – und wie sehen Sie sie heute?
(lacht) In Cordoba war ich ja nicht mehr dabei. Aber es gab in meiner Zeit schon große Namen im internationalen Fußball: Prohaska, Pezzey, und der Krankl- das war ein gefährlicher junger Stürmer. Und dann gab es noch später Toni Polster! Ein überragender Stürmer, der mir sehr nahe ist, weil er für uns beim FC Köln gespielt hat. Ich denke, die Österreicher haben auch jetzt in ihrem Nationalteam sehr gute Spieler wie Baumgartner, Laimer, Sabitzer und einen besonders guten Trainer mit Ralf Rangnick. Warum sollen die nicht für Überraschungen gut sein bei der WM? Ich würde es ihnen gönnen!


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